Green Filming – Was ist das?


Bereits bei vielen Filmproduktionen werden ressourcenschonende und ökologisch nachhaltige Produktionsmethoden angewendet, um Filme so klimaneutral wie möglich zu produzieren. Nachfolgend finden Sie einen Auszug aus dem Discussion Guide der Lower Austrian Film Commission. Dieser soll Ihnen eine kurze Einführung in das umfassende und vielseitige Thema Green Filming geben.

Was bedeutet Green Filming?

Ein steigendes umweltpolitisches Bewusstsein und die Dringlichkeit Schadstoff-Emissionen zu reduzieren machen auch in der Filmwirtschaft ein Umdenken notwendig. Der bei der Filmherstellung verursachte ökologische Fußabdruck muss nach Möglichkeit reduziert werden. Green Filming beschreibt den Prozess, ressourcenschonende und ökologisch nachhaltige Produktionsmethoden anzuwenden, um Filme so klimaneutral wie möglich zu produzieren.

Dazu wird die gesamte Filmherstellung entlang aller Gewerke und Produktionsphasen von der Vorbereitung an über die gesamte Drehzeit und von Postproduktion bis hin zur Verwertung auf grüne Handlungsalternativen untersucht und in der Folge umgestellt.

Dieser komplexe Steuerungsprozess wird vorzugsweise von einer/einem internen oder extern beauftragten Umweltmanager/in, dem/r Green Consultant, begleitet. Als Teil des Produktionsdepartment sorgt sie/er für eine möglichst ganzheitlich ökologisch orientierte Produktionsweise. (Quelle: prismacoop/GreenFilmTools 2019/LAFC)

Warum ist Green Filming wichtig?

Weltweit verzeichnet die Filmindustrie ein erhebliches Wachstum in der Filmherstellung. Durch Streaming und nicht lineare Fernsehgewohnheiten rund um die Uhr benötigen Streaming-Plattformen wie auch öffentliche und private TV-Sender immer mehr Programm und Inhalte. Mit der wachsenden Anzahl von Produktionen erhöhen sich dementsprechend der Energieverbrauch sowie der THG-Ausstoß der Medienindustrie.

Die Filmindustrie gehört zu einer der energieintensivsten Branchen weltweit und generiert einen massiven ökologischen Fußabdruck.

Einer Studie der European Broadcast Union (EBU) zufolge werden zwei Prozent aller weltweiten CO₂-Emissionen durch Informations- und Kommunikationstechnologien verursacht, Tendenz steigend. (Quelle: Green Film Shooting/LAFC)

Eine Studie der UCLA (University of California Los Angeles/2006) besagt, dass die Filmwirtschaft in Hollywood mehr Luftverschmutzung verursache als die meisten großen Industrien und damit in der Region Los Angeles an zweiter Stelle hinter der Kraftstoffindustrie rangiere.

Diese Erkenntnisse demonstrieren deutlich, dass die Filmwirtschaft unbedingt ihren Beitrag zur Verringerung von CO₂-Emissionen und dem Erreichen von Klimazielen leisten muss und wie dringend notwendig das Umstellen auf eine nachhaltig ausgerichtete Produktionsweise ist. (Quelle: UCLA Sustainability in the Motion Picture Industry 2006/LAFC)

Wie können Filme nachhaltiger produziert werden?

Der Hauptfokus bei Green Filming liegt im Prinzip auf der größtmöglichen Vermeidung oder Reduktion von CO₂-Emissionen und deren Ausgleich. Um klimaneutral zu produzieren gilt es anhand eines systematischen Managements die sogenannten ›Hotspots‹, die am meisten emittierenden Bereiche in der Filmherstellung zu ermitteln, die machbaren Maßnahmen zu prüfen, festzulegen, zu kommunizieren und umzusetzen.

Es empfiehlt sich dem Produktionsteam eine/n Green Producing Verantwortliche/n beizustellen, die/der beauftragt ist, den gesamten Herstellungsprozess nach ökologischen Aspekten zu screenen, zu optimieren und dabei das Team mit Rat und Tat zu unterstützt. In vielen Ländern etabliert sich der/die Green Film Consultant bereits als neuer Filmberuf. Daher hat die LAFC zusammen mit Philip Gassmann/Green Film Tools die zertifizierte Aus- bzw. Weiterbildung von Filmschaffenden auch nach Österreich gebracht. Die exklusiv von der LAFC angebotene Ausbildung zum Green Film Consultant Austria wird offiziell von den nationalen Filmförderstellen ÖFI, BMKOES und FISA im Rahmen ihrer Förderungs­tätigkeit anerkannt.

Seit 2017 ist es möglich, den Herstellungsprozess einer Filmproduktion durch das ›Österreichische Umweltzeichen‹ (BMNT) mit einem Umwelt-Label auszeichnen zu lassen. Der entsprechende Zertifizierungsprozess setzt unter anderem den Einsatz einer/s Beauftragten für Green Producing voraus.

Es besteht auch die Möglichkeit, sich bei der Umsetzung einer ökologisch-nachhaltigen Produktionsweise durch eine unabhängige externe, spezialisierte Umweltbetriebsberatung begleiten zu lassen. (Quelle: prismacoop/GreenFilmTools 2019/LAFC)

Wie funktioniert ökologisches Drehen?

Jede Filmproduktion ist individuell, die Produktionsbedingungen gestalten sich je nach Art und Größe des Projektes sowie der Drehregion sehr unterschiedlich. Um klimafreundlich und ökologisch zu drehen, gibt es ein systematisches Handlungsschema für ein schrittweises Vorgehen. Bereits im Vorfeld einer Produktion werden alle Beteiligten für das Thema sensibilisiert. Die Kreativdepartments Regie, Kamera, Szenen- und Kostümbild wie auch das Produktionsteam werden bereits in die Planungsgespräche einbezogen.

Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist das Bekenntnis der Filmproduktionsfirma zu dem Vorhaben einer umweltverträglichen und nachhaltigen Produktionsweise, das idealerweise im Leitbild des Unternehmens verankert wird.

Als nächsten Schritt gilt es zu ermitteln, in welchen Bereichen Ressourcen minimiert und Schadstoff-Ausstöße reduziert werden können. Es werden sogenannte Energie-Potentiale ausgewiesen. Für jene Bereiche, bei denen mit geringem Aufwand große Verbesserungen erzielt werden können, werden nach Maßgabe erreichbare Ziele definiert. Die dokumentierende CO₂-Bilanz erfolgt auf Basis von Berechnungen mittels eines spezifisch für Dreharbeiten adaptierten CO₂-Rechners. Der erste österreichische CO₂-Rechner für Filmprojekte steht durch die LAFC kostenlos zur Verfügung.

In der Regel werden folgende ›Hotspots‹ untersucht: Produktionsbüro, Transporte für Personen und Material, Unterkünfte, Technik und Licht, Szenenbild mit Drehorten ‚on Location‘ oder im Studio und Dekorationsbau, Kostümbild, Catering, Abfallmanagement. Über die Analyse der Hotspots lassen sich CO₂-Einsparungspotenziale und Optimierungsmaßnahmen erkennen. Nicht vermeidbare CO₂-Emissionen können durch CO₂-Kompensation ausgeglichen werden.

Nur in Absprache und gemeinsam mit den einzelnen Departements können in Folge geeignete Maßnahmen umgesetzt werden. Die erzielten Verbesserungen werden laufend mit den geplanten Zielen verglichen. Die entsprechende Bilanz wird täglich mit der Tages-Dispo ans Team kommuniziert, das, dadurch motiviert, in den Prozess der nachhaltigen Umsetzung eingebunden bleibt. (Quelle: prismacoop/GreenFilmTools 2019/LAFC)

Welche Vorteile bietet Green Filming?

Nachhaltig geführte Produktionen ermöglichen den Filmschaffenden, ihre Profession ausüben zu können, ohne dabei Umwelt und damit Mitmenschen zu schädigen.

Green Filming führt darüber hinaus zu einem positiven Imagewandel der Filmwirtschaft. Durch das Miteinbeziehen der gesamten Filmcrew inklusive Cast, Dienstleistern und anderen Vertragspartnern während der Produktionszeit, kann das Thema Nachhaltigkeit eine besondere, durchaus motivierende Dynamik schaffen.

Die publikumswirksame Film- und TV-Branche gilt als Multiplikator, denn in Filmen vermittelte Inhalte dienen vielen bewusst oder unbewusst als Vorbild.

Green Filming bringt mittel- und langfristig ökonomische Vorteile und wird in naher Zukunft bei der Vergabe von Aufträgen und Förderungen weiter an Bedeutung gewinnen.

Generell ist der Mehrwert von Green Filming groß und leistet einen wichtigen Beitrag in Sachen Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit. (Quelle: prismacoop/GreenFilmTools 2019/LAFC)

Für weiterführende aber auch spezifische Informationen besuchen Sie bitte den DISCUSSION GUIDE der LOWER AUSTRIAN FILM COMMISSION (LAFC).