Tirol ist großes Kino


Von den ersten bewegten Bildern bis zum neuesten Abenteuer von James Bond: Tirol ist großes Kino.

Dazwischen liegt über ein Jahrhundert Filmgeschichte. Seit 1998 fügt die Cine Tirol Film Commission dieser Geschichte ein weitere Kapitel hinzu und brachte bisher Filmteams aus den USA, Großbritannien, Indien, China, Russland, Kanada, Italien, Deutschland und vielen weiteren Ländern nach Tirol. Im Jahr 2023 sahen über 208 Millionen Menschen bewegte und bewegende Bilder aus Tirol im Fernsehen, auf Streamingplattformen, in Kinosälen und auf YouTube.

2015 erreicht das Filmland Tirol einen weiteren Höhepunkt: Die Filmcrew des neuen James-Bond-Films „SPECTRE“ drehte unter anderem im bekannten Tiroler Skiort Sölden und im Osttiroler Bergdorf Obertilliach. 130 Millionen Menschen weltweit sahen den Vorgängerfilm „Skyfall“ im Kino; für SPECTRE erwarten sich die Produzenten noch mehr Kinobesucher. Ein genauer Blick auf die Filmgeschichte Tirols offenbart, dass dieser Erfolg kein Zufall ist. Die Anfänge des Filmlandes Tirol reichen weit zurück – bis in die Zeit, in der die Bilder laufen lernten.

1896 – Die ersten filmischen Gehversuche

Nur ein Jahr nach den ersten öffentlichen Filmvorführungen der Brüder Lumière in Paris Ende 1895 zeigte man auch in Innsbruck die ersten kurzen Filme, sogenannte „lebende Photographien“. Bereits im Jahr 1900 filmte und projizierte man mit einem sogenannten Kinematograph Szenen eines Tiroler Volkstanzes – vermutlich ein „Schuhplattler“. Dieser leider verschollene Film gilt somit als erste Filmproduktion „made in Tirol“.

Im Jahr 1905 kam der Brite Frank Ormiston Smith nach Tirol, um kinematographische Aufnahmen für Vorträge in England zu machen. Ein Jahr später beauftragte ihn der damalige „Tiroler Landesverband für Fremdenverkehr“, bioskopische Aufnahmen von Tirol anzufertigen, die man in Deutschland und England zeigte. Diese Filme trugen Namen wie „Über den Arlberg im Sommer und im Winter“ und „Innsbrucks Leben an einem Markttage“.

Der 1913 entstandene Film „Speckbacher“ über den Tiroler Aufstand unter Andreas Hofer gilt als der älteste noch erhaltene Spielfilm, der in Tirol gedreht wurde.

1925 – Erste Meilensteine der Tiroler Filmgeschichte

Ein Meilenstein der Tiroler Filmgeschichte war die britisch-deutsche Koproduktion „The Mountain Eagle“ 1925 in Obergurgl und Umhausen. Regie führte Alfred Hitchcock, der durch eine Postkarte auf diese Drehorte im Ötztal aufmerksam wurde. Leider ist auch dieser Film verschollen, nur Tagebuchaufzeichnungen des Regisseurs, zwölf Fotografien und Kritiken beweisen die Tatsache der durchgeführten Dreharbeiten in Tirol. Heute gilt „The Mountain Eagle“ als weltweit meistgesuchter Film.

1930/31 produzierte Arnold Fanck den Film „Der weiße Rausch“ in St. Anton und St. Christoph am Arlberg. Mehr als 40 Skifahrer gehörten zu den Darstellern, darunter viele der damals berühmtesten Rennläufer. Sein Kinoerfolg in den europäischen Großstädten war grundlegend in der Durchsetzung einer bis dahin unbekannten Freizeitaktivität hin zum Volkssport und einer heute weltweit mächtigen Industrie: Dem Wintersport.

1946 – Filme in der Nachkriegszeit

Das Filmland Tirol erlebte nach dem Schrecken und Elend des Zweiten Weltkriegs einen erstaunlichen Neustart: das kleine Dorf Thiersee im Tiroler Unterland nahe Kufstein von 1946 bis 1952 zum Zentrum des österreichischen Nachkriegsfilms, das Passionshaus war das damals modernste Filmstudio des ganzen Landes. 18 nationale und internationale Spielfilme entstanden in dieser Zeit in Tirol, darunter „Wintermelodie“, „Wonderkid“ und „Das doppelte Lottchen“.

Auch in anderen Regionen Tirols gastierten in dieser Zeit einige internationale Filmproduktionen. Zwei davon waren „The Gamma People“ 1955 von John Gilling mit Paul Douglas und Eva Bartok in Imst sowie1966 „La strega bruciata viva” unter der Regie von Lucchino Visconti mit Silvana Mangano und Annie Girardot in Kitzbühel.

1969 und 1987 – Internationale Erfolgsjahre

1969 drehten die Filmteams von zwei international sehr bekannten Filmen in Tirol. „Das vergessene Tal“ mit Michael Caine, Omar Sharif und Florinda Bolkan unter der Regie von James Clavell fand im Gschnitztal die geeigneten Drehorte und zeigte dort eine bewegende Geschichte in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. „Downhill Racer“ wurde zum größten Teil in Kitzbühel und St. Anton am Arlberg gedreht. Für diesen Kinofilm unter der Regie von Michael Ritchie standen Robert Redford, Gene Hackman und Camilla Sparv vor der Kamera.

Mit der französischen Filmproduktion „Der Bär“ unter der Regie von Jean-Jacques Annaud betrat das Filmland Tirol im Jahr 1987 wieder die internationale Bühne, Osttirols Bergwelt rund um Lienz war Schauplatz der Dreharbeiten für diesen weltweit großen Kinoerfolg. Annaud war von den Drehorten in Osttirol, aber auch von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Einheimischen dermaßen angetan, dass er das Filmland Tirol mit folgender Aussage auf besondere Weise würdigte: „Tirol bietet die Tüchtigkeit Deutschlands, die Schönheit der Schweiz und den Charme Italiens.“

1998 – Professionelles Location Service und finanzielles Investment

Seit Gründung der Cine Tirol Film Commission als gemeinsame Initiative des Landes Tirol und der Tirol Werbung im Jahr 1998 entstanden durch Produktionskostenzuschüsse und professionelles Location Service in Tirol rund 2.000 Filmproduktionen. Highlights dieser Produktionen sind unter anderem Kinofilme wie „James Bond 007 – SPECTRE“, „Ein ganzes Leben“, „Die Theorie von Allem“, „Woodwalkers“, „Downhill“, „Märzengrund“, „Luzifer“, „Klammer – Chasing the Line“, „Madison“, „Eddie the Eagle – Alles ist möglich“, „Point Break“, „Snowpiercer“, „Powder Girl“, „Stars in the Winter Sky“, „Wie im Himmel“, „Die fetten Jahre sind vorbei“, „Last Holiday“, „In 3 Tagen bist du tot 2“, „xXx – Triple X“, „Der Architekt“, „März“, „Das Geheimnis der Schneekönigin“, „Rise up and Dance!“, „Extreme Ops“, „Die Freiheit des Adlers“, „Lapislazuli – Im Auge des Bären“, „Bergkristall“, „Vollgas“, „2 Kinogesichter“, „Vals“, „Home is here“, „Die Skitour“, „Helden in Tirol“, „Flashback“. Sogar Bollywood hat Tirols Bergwelt entdeckt: 86 indische Filmproduktionen fanden bisher ihren Weg dorthin, darunter „Yuvvraaj“, „Tiger Zinda Hai“ und „Saaho“.

Zudem entstanden zahlreiche Fernsehproduktionen wie „Der Schandfleck“, „Schwabenkinder“, „Franz und Anna“, „Gefährliche Gefühle“, „Gipfelsturm“, „K2“, „Die Lawine“, „Crazy Canucks“, „Das Weihnachtsekel“, „Der letzte Kronzeuge“, „Ausgelöscht“, „Gletscherblut“, „Der Bär ist los“, „Die Hüttenwirtin“, „Die Wanderhure“, „Die Hebamme – Auf Leben und Tod“, „Die Aufnahmeprüfung“, „Der Meineidbauer“, „Stille“ und „Fremder Feind“ sowie TV-Reihen und -Serien („Tatort“, „Landkrimi Tirol“, „Stadtkomödie Tirol“, „Im Tal des Schweigens“, „Wilder Kaiser“, „Da wo die Berge sind“, „Der Metzger“, „Team Alpin“, „Einsatz in den Bergen“, „Der Bergdoktor“, „SOKO Kitzbühel“, „Euer Ehren“, „Aus die Maus“, „Pardes Mein Hai Mera Dil“, „Powder Park“), die Streamingproduktionen „KITZ“, „Totenfrau“ und „Your Christmas or Mine 2“ sowie Dokumentarfilme wie „Glockner – Der schwarze Berg“, „Im Reich des Steinadlers“, „Der Inn“, „Schnee“ und „Streif – One Hell of a Ride“, „STAMS“, dazu noch Kurzfilme von meist jungen Filmschaffenden aus dem In- und Ausland wie z.B. „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“, aber auch weltweit führende Marken drehten Werbefilme in Tirol, wie beispielsweise BMW, Porsche, Jaguar, Mercedes, Volkswagen, Opel, Suchard, Coca Cola, Pepsi, Sony Ericsson, Tchibo, Karstadt, Napapijri, Scania, Shell, Garmin, Samsung und Telekom. Musikvideos wie „Perfect“ von Ed Sheeran, „Ohne Dich“ von Rammstein, „Parasol Peak“ von Manu Delago, „L’ultima notte al mondo“ von Tiziano Ferro und „Enni soni“ aus dem Bollywoodfilm „Saaho“ etablierten Tirol als begehrten Drehort für internationale Gesangskünstler.

Tirol entwickelte sich mit seinen (hoch-)alpinen Drehorten erfolgreich und verteidigt heute seine Position als bekanntestes und beliebtestes Filmland der Alpen.

2015 – James Bond kam (wieder) nach Tirol

Ian Flemming, der spätere Erfinder der Romanfigur James Bond, zog 1927 von England nach Kitzbühel. Dort besuchte dort eine Privatschule, die ein ehemaliger britischer Geheimdienst-Mitarbeiter und dessen Frau leiteten. Jahre später war Flemming Spion für den britischen Marinenachrichtendienst und schrieb 1952 seinen ersten Spionageroman „Casino Royale“. Der Rest ist Geschichte: James Bond wurde der berühmteste Geheimagent der Welt.

2015, nach über 50 Jahren kehrte Flemmings Romanheld James Bond zurück zu den Tiroler Wurzeln seines Erfinders. In gewohnt spektakulärer Weise jagte Bond seine Widersacher im Ötztaler Skiort Sölden und im Osttiroler Bergdorf Obertilliach. Zwei Schauplätze, wie geschaffen für ein Agentenabenteuer.

007 in Sölden

Die höchstgelegene Straße der Alpen. Eine Bergbahnstation aus geschwungenen Stahlrippen. Ein Gipfelrestaurant im Eiswürfel-Design. Mit einem Wort: Sölden. In dem Skiort in den Ötztaler Alpen endete die Jagd der James-Bond-Macher nach dem perfekten Drehort für eine der Action-Szenen des neuesten James-Bond-Films.

„SPECTRE“ – „Gespenst“, sollte „Skyfall“ toppen, Co-Produzent Gregg Wilson wollte eine „vollkommen irre Sequenz“ abliefern, wie er am Set sagte. Und nach getaner Arbeit in 3.048 Metern Seehöhe schwärmte er: „Es wird spektakulär. Tirol hatte alles, was wir brauchten, um solche Sequenzen zu drehen.“ Dennis Gassner, Produktions-Designer und Location-Scout, freute sich, die Tradition der typischen, aufregenden Bond-Szenen fortsetzen zu können: „Und was wäre aufregender, als ganz oben zu sein, on top of the world?“

Dass der Doppelagent auf den Gaislachkogel kam, ist allerdings vor allem dem Engagement von Jakob Falkner zu verdanken. Der Chef der Söldner Bergbahnen hatte im April 2014 auf einer Veranstaltung mitbekommen, dass die Produktionsfirma Sölden als Drehort in Erwägung zog. Von da an begann Falkners ganz persönliche Mission 007: den 24. Bond-Film in die heimische Bergwelt zu holen. Falkner gab ihr den Codenamen „B 24“.

Über die nationale Film Commission „FILM in AUSTRIA“, Anlaufstelle für internationale Filmproduktionen und Dreharbeiten in Österreich, stellte er den Kontakt zur Produktionsfirma her. Und reiste – im Auftrag seiner Tourismuskollegen – nach London. Die Aufgabe: „Den Verantwortlichen unser definitives Interesse zu signalisieren, indem wir zu ihnen kommen.“ Seine Argumente: „Der Ort ist leicht zugänglich, die Logistik ist hervorragend, das Panorama herrlich“.

Eine Unwägbarkeit war allerdings in Kauf zu nehmen: Im Winter ist die Gletscherstraße normalerweise gesperrt. Lawinengefahr. Dieser Gefahr würde man keine Touristen aussetzen, also auch keinen Daniel Craig.

Zurück in Sölden, scharte Falkner ein kleines Team um sich, niemand sonst durfte von der Mission B 24 erfahren. Wenig später wurde dann offiziell bekannt gegeben, worüber die Medien doch schon spekulierten: Sölden wird Bond-Ort. Im Dezember 2014 machte die Filmcrew Probeaufnahmen. Falkner hatte nur die eine Bedingung stellen müssen: „Sicherheit geht vor!“ Doch die Straße konnte geöffnet werden. So fiel im Jänner 2015 die Klappe für die „first unit“ mit Hauptdarsteller Daniel Craig, Bond-Girl Léa Seydoux und „Mr. Hinx“ Dave Bautista, im Februar wurde mit Stuntmännern weitergedreht.

Nach drei Wochen Gesamtdrehzeit waren Autojagden und Schießereien vor der weißen Gipfelkulisse im Kasten. Einige der Action-Szenen vom Originalschauplatz wurden in London vervollständigt: In einem nachgebauten „Ice Q“.

Obertilliach: 687-Seelen-Gemeinde plus ein Geheimagent.

Auch Obertilliach ist Schauplatz von „SPECTRE“. Die Filmcrew reiste mit Schnee, einem Sportflugzeug und einem Stadl in der Gemeinde in Osttirol an. „Bond-Haus“ tauften die Einwohner von Obertilliach den Stadl. Er war am oberen Rand einer Piste im Skigebiet Golzentipp aufgebaut worden. An insgesamt vier Orten in Obertilliach wurde für „SPECTRE“ gedreht. Für die Szenen im und rund um das „Bond-Haus“ und auf der dazugehörigen Skipiste war auch Hauptdarsteller Daniel Craig Mitte Jänner 2015 für drei Tage vor Ort.

Eine weitere Location ist der denkmalgeschützte Ortskern Obertilliachs. „Wegen des historischen Dorfkerns ist die Filmcrew überhaupt auf uns gekommen“, erzählt Bürgermeister Matthias Scherer. Seit März 2014 wusste er, dass Obertilliach sich in der engeren Auswahl befand. Bald hieß es: Sagt die Gemeinde zu, wolle sich die Produktionsfirma auch gar nicht mehr um Alternativen bemühen. Scherer ergriff die Chance: „Mir war gleich klar – da muss ich zuschlagen. Ein solcher Dreh ist wie ein Sechser im Lotto für unseren Tourismusort“. Die Vorarbeiten begannen noch Anfang September 2014.

Mitte Jänner 2015 wurde auf der Piste gedreht, wofür der Lift für zwei Tage gesperrt werden musste. Spektakulär ging es auch in einem Waldstück neben dem Skigebiet Golzentipp zu. Dort wurde ein Sportflugzeug durchgejagt. „Im Winter zuvor wurde eine Schneise geschlagen, um die Stromleitungen, die durch die Schneelast immer wieder ausgefallen sind, in den Boden zu verlegen“, erzählt Dorfchef Scherer von der – zwar nicht für den Dreh geplanten, aber im Nachhinein sehr praktischen – Vorarbeit.

Eine Anekdote am Rande der Dreharbeiten: Die Eigentümer eines Hauses in unmittelbarer Nähe des Bond-Stadls in Obertilliach versorgten die gesamte Filmcrew und auch die Security-Mannschaft mit selbstgemachten, süßen Köstlichkeiten und luden speziell die Hauptdarsteller zum Aufwärmen in ihre Stube ein. „Bösewicht“ Dave Bautista hatte es sich einmal besonders gemütlich gemacht und war dann mit der Katze auf dem Sofa eingeschlafen.

Der Obertilliacher Bürgermeister Scherer zieht ein ähnliches Fazit wie die Verantwortlichen in Sölden: Die Arbeit sei sehr angenehm gewesen und viel unkomplizierter und vor allem weniger förmlich, als man es sich vorgestellt hatte. Anfängliche Bedenken seitens der Dorfgemeinschaft hätten sich bald zerstreut, betont der Bürgermeister und ergänzt: „Auch weil sich die Produktionsfirma bemüht hat, den Anrainern entgegen zu kommen. Das war alles sehr professionell.“ Und wohl am Ende auch ein wenig aufregend für die Obertilliacher. Ein britischer Geheimagent in einer Osttiroler 687-Seelen-Gemeinde – das ist eben nicht alltäglich.

Cine Tirol und seine Partner ermöglichten James Bonds 24. Mission

Es war der ausgezeichneten Zusammenarbeit von Location Austria bzw. FISA-Filmstandort Austria, von Gemeinden, Tourismusverbänden und Bergbahnen der Tiroler Orte sowie von Land Tirol und Cine Tirol zu verdanken, dass James Bond erstmals in Tirol Station machte und hier seine hochalpinen Abenteuer bestand.

Fakten zum James-Bond-Dreh in Tirol

  • 8,9 Millionen Euro produktionsbedingte Ausgaben in Tirol (Unterkunft, Verpflegung, Transport, Mieten, Gagen und Sonstiges)
  • 31 Drehtage in Tirol
  • 30.000 Nächtigungen durch Cast und Crew in Tirol
  • 600 Filmschaffende in der internationalen Crew
  • 250 Filmschaffende aus Österreich bzw. Tirol
  • 210 Zulieferfirmen aus Österreich bzw. Tirol
  • 100 Millionen Kinobesucher sahen „SPECTRE“ auf großer Leinwand.